Als mein kleiner Bruder zur Welt gekommen war und ich ihn zum allerersten Mal ansah, stockte mir das Herz und ich schien endlich zu verstehen, warum dieses Kind Tag und Nacht schreien musste: seine Augen waren pechschwarz,  ja tiefschwarz wie die allerdunkelste, undurchschaubarste Nacht, und wie um Himmels Willen würde es ihm je gelingen, dieses Schwarz zu durchdringen, hin zu einem Lichtstrahl, der ihm die Augen öffnete, hin zu meiner bunten Welt der Farben und Gegenstände, Bäume, Blumen, Menschen?………Noch einmal vor dem Spiegel: ich schaue sie an, der weisse Augapfel, die Iris, die Pupille. Ich klettere entlang der Wimpern hinein in das Geäst der Regenbogenhaut, das sich ungleichmäßig um die Pupille gruppiert, sich in dubiosen Farb- und Lichtspielen verlierend, rutsche nach hinten in die Augenkammer und lasse mich wieder nach vorne spülen entlang dem äußeren Irisrand, bis in die Geborgenheit des Augenwinkels………Im Weinen ist alles ganz anders. Die Welt und deren Konturen verschwimmen, die Grenzen werden unklar, das Gesehene vermischt sich mit jedem Wimpernschlag in vage Verzerrungen, verwaschen, glitschig, salzig, geschüttelt, und hinterher ist der Blickwinkel ein anderer: feiner etwa, erklärter, geweiteter und irgendwie in neuem Anfang begriffen, vielleicht verwoben mit Mut und Zuversicht……..Ein Auge bleibt hier, begegnet dir jetzt, das andre wagt sich ins Vergangene und sieht dort plötzlich Dinge, die es damals nicht wagten, sich zu zeigen….möglicherweise könnte dieses Auge auch in das Morgen sehen, um, zurückgekehrt, zu berichten, was es alles geschaut und gesehen hat in der Zeit weit voraus von uns allen……….(Sie) irren dann von Blick zu Blick der Leute, die hier im Hotel eine Bleibe suchen…..Trotz aller Illusionen möchten sie doch alle gesehen, ja: sehend, werden, und möglicherweise werfe ich in dieser Sekunde ein Auge auf dich, obwohl du vor ganz kurzer Zeit noch ein Fremder warst.